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“Nur durch den Kontakt mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind Vorurteile und Ängste in der Bevölkerung abzubauen.”

Nach der Ausbildung zur Diplomierten Sozialarbeiterin, fing Frau Rita Donabauer im Jahr 1976 bei pro mente OÖ zu arbeiten an. Von 1991 bis 2013 war Frau Donabauer Geschäftsführerin bei pro mente OÖ. Seit 2014 ist sie Mitglied des Vorstandes von pro mente Austria und für internationale Agenden zuständig. 

DSA Rita Donabauer

Was bedeutet Inklusion für Sie?
Was kann pro mente Austria aus Ihrer Sicht dazu beitragen?

Inklusion bedeutet für mich, alle Menschen in ihrer Individualität anzuerkennen und allen ein Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Unterstützungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung müssen diese Individualität berücksichtigen und ein Leben ohne Barrieren gewährleisten. Im psychosozialen Bereich bestehen diese Barrieren vorwiegend im Kopf, gefragt sind daher Antistigmaarbeit, Aufklärung, Information und die Ermöglichung persönlicher Kontakte mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Spezielle Einrichtungen bzw. Ghettos sind daher abzulehnen, ebenso wie Zwangsaufenthalte und -behandlungen. Im sozialpsychiatrischen Bereich sind daher Alternativen zu entwickeln, die ebenfalls den Inklusionsgedanken mittragen. Ich sehe pro mente Austria in erster Linie als Lobbyorganisation im psychosozialen Bereich. Um der UN-Konvention zu den Rechten der Menschen mit Behinderung  gerecht zu werden, muss viel Aufklärungs- und Antistigmaarbeit geleistet werden. Außerdem müssen die Angebote für Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen inklusiv gestaltet werden, pro mente Austria kann hier durch Erarbeitung von Standards, Weiterbildung und gemeinsamer Öffentlichkeitsarbeit die Mitgliedsorganisationen, die vorrangig operativ tätig sind, unterstützen.

Wie kann man die psychosoziale Versorgungslandschaft in Österreich verbessern?

Die bestehenden Angebote müssen dahingehend evaluiert werden, ob sie den Vorgaben der UN-Konvention und damit der Inklusion entsprechen. Mit den Ländern als Kostenträger des Behinderten- bzw. psychosozialen Bereichs sind Veränderungen und die Entwicklung von entsprechenden Angeboten zu verhandeln, um die Finanzierung sicherzustellen. Der Schwerpunkt muss sich von stationärer zu mobiler Unterstützung verlagern, wobei bestehende Angebote in den Kommunen genützt werden sollten. Nur durch den Kontakt mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind Vorurteile und Ängste in der Bevölkerung abzubauen, Information alleine zeigt wenig Wirkung.  Betroffene müssen aktiv in die Gestaltung der Angebote einbezogen werden und ihren Standpunkt vertreten. Bei der Ausbildung und Schulung der MitarbeiterInnen in den Unterstützungstrukturen ist auf inklusive Ausrichtung zu achten.

Warum ist ein Dachverband wie pro mente Austria wichtig?

Ein Dachverband wie pro mente Austria ist wichtig, um gezielt Lobbyarbeit verrichten zu können. Die Mitgliedsorganisationen in den Bundesländern sind in der Finanzierung abhängig von den jeweiligen Kostenträgern und können nicht so frei agieren, wie es ein Bundesdachverband kann - auch was das Aufzeigen von Missständen anbelangt. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit entlastet die Mitglieder, Kontakt zu verantwortlichen Ministerien ist für einen Dachverband leichter zu halten als für eine Landes- bzw. Mitgliedsorganisation.

Innerhalb von pro mente Austria können Angebote abgestimmt werden, "good practice" kann ebenso ausgetauscht werden wie Erfahrung im Finanzierungs- und Personalbereich.

Auch der Kontakt auf europäischer Ebene ist für den Dachverband als bundesweiter Vertreter leichter zu gestalten. pro mente Austria wird als Vertreter des österreichischen psychosozialen Bereichs gesehen und hat sich über viele Jahre einen guten Namen gemacht. Auch in Österreich wird pro mente Austria mittlerweile als der Experte im psychosoziale Bereich gesehen.