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Vorträge

Vortrag 1

"Resilienz und Resilienzförderung in Zeiten zunehmender Krisen"

Prof.in Dr.in Birgit Leyendecker

Resilienz zeigt sich nicht in Zeiten, in denen alles gut läuft und keine besonderen Herausforderungen anstehen. Vielmehr ist Resilienz eine Anpassungsreaktion auf eine stark erhöhte Belastung. Drei Aspekte von Resilienz sind relevant:

1. Der dispositionale Aspekt.
Welche Eigenschaften und Einstellungen erlauben einem Menschen, Krisen zu bewältigen?
2. Externe Aspekte.
Wie sieht eine resilienzfördernde Umwelt aus?
3. Resilienz als ein (Lern-)Prozess.
Was können wir aktiv unternehmen, damit wir unsere eigene Resilienz und die derjenigen, die unsere Hilfe brauchen, fördern.

Prof.in Dr.in Birgit Leyendecker leitet in der Fakultät für Psychologie den Arbeitsbereich Familienforschung/ Child and Family Research (CFR) an der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen insbesondere auf den Lebensumwelten von vulnerablen Kindern und Jugendlichen sowie auf der positiven Entwicklung von Kindern und ihren Familien.

Prof.in Dr.in Birgit Leyendecker
Prof.in Dr.in Birgit Leyendecker

Vortrag 2

Krisenkompetenz fördern

a.o. Univ.Prof.in Dr.in Barbara Juen

Im Vortrag wird es um die Frage gehen, welche Eigenschaften und Fähigkeiten notwendig sind, um Krisen
erfolgreich zu meistern. Dabei werden individuelle, Gruppenebene Organisationsebene und Ebene der
Gesellschaft jeweils gesondert betrachtet. Abschließend wird die Frage nach effektiven Wegen zur Förderung
der Krisenkompetenz bei Einzelnen, in Gruppen und Organisationen erörtert..

a.o. Univ.Prof.in Dr.in Barbara Juen: Institut für Psychologie der Universität Innsbruck, Klinische und Gesundheitspsychologin, Forschungsschwerpunkt: Akuttraumatisierung und Psychotraumatologie,
Fachliche Leiterin Psychosoziale Dienste im Österr. Roten Kreuz, Scientific Advisor des European Network for Psychosocial Support sowie des IFRC Reference Centre for Psychosocial Support. Mitglied im psychosozialen Beratergremium des Gesundheitsministers zu Covid 19. Arbeitsschwerpunkte: Klinische Psychologie, Notfallpsychologie, Krisenintervention.

a.o. Univ.Prof.in Dr.in Barbara Juen
a.o. Univ.Prof.in Dr.in Barbara Juen

Vortrag 3

Auf dem Weg von einer defizienzorientierten zu einer ressourcenorientierten Psychiatrie

Univ.Prof. Dr. Michael Musalek

Eine Psychiatrie, die nicht nur auf Krankheitszustände fokussiert, sondern auf das (Wieder-)Erlangen von
psychischer Gesundheit ausgerichtet ist, kann und darf sich nicht nur in (krankheitsbedingten) Defizienzen erschöpfen, sondern muss sich vor allem auch auf die Erfassung, Aktivierung, Entwicklung, Entfaltung aller dem Kranken verfügbaren Potentiale und Ressourcen konzentrieren. Ressourcen sind aber nicht nur prinzipielle Fähigkeiten des Menschen, sondern gleichzeitig immer auch Kraftquellen, die es im therapeutischen Prozess zu nützen gilt.

Univ.Prof. Dr. Michael Musalek: Ordinarius für Allgemeine Psychiatrie, Medizinische Fakultät; Sigmund Freud Universität Wien; Vorstand, Institut für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit, Sigmund Freud Universität,
Wien; Vorstand, Institut für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit, Sigmund Freud Universität, Berlin; Vormals ärztlicher Direktor Anton Proksch Institut, Wien.

Univ.Prof. Dr. Michael Musalek
Univ.Prof. Dr. Michael Musalek

Vortrag 4

Pro Transition: Übergangsmanagement, Stärkung der Mitbestimmung und Selbststeuerungsfähigkeit von psychisch kranken und belasteten jungen
Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter

Prof. Dr. Jörg M. Fegert

Für die Generation Z ist der Übergang in die Ausbildung, Studium und Arbeitsleben besonders erschwert. Viele junge Menschen klagen über psychische Belastungen, sehen hohe Schwellen für die Inanspruchnahme von Hilfen und kämpfen mit Selbststigmatisierung. Daher muss die Transitionsphase aus der Sicht der Betroffenen und aus der Sicht der Versorgungssysteme stärker in den Blick genommen werden. Mit Förderung der Baden-Württembergischen Landesregierung wurden in vier Projekten innovative Zugänge und Lösungsmöglichkeiten
erarbeitet.

Prof. Dr. Jörg M. Fegert ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und zukünftiger Präsident der europäischen Fachgesellschaft European Society for Child and Adolescent Psychiatry (ESCAP). Er war über viele Jahre Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und ist Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Sprecher des Zentrums für Traumaforschung, Leiter des Kompetenzzentrums Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg, Leiter Kompetenzbereich Prävention seelische Gesundheit im Kompetenznetz Gesundheitsprävention Baden-Württemberg.

Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Prof. Dr. Jörg M. Fegert

Vortrag 5

Kinder psychisch erkrankter Eltern frühzeitig wahrnehmen und unterstützen. Erfahrungen zum partizipativ entwickelten „Village“- Programm.

Dr.in Ingrid Zechmeister-Koss

Rund ein Viertel aller Kinder lebt kurz- oder längerfristig mit einem psychisch erkrankten Elternteil. Diese haben oft einen belasteten Alltag und ein deutlich erhöhtes Risiko, später selber psychisch zu erkranken. Das hat auch weitreichende ökonomische Folgen für die Gesellschaft und verdeutlicht den Bedarf für präventive Maßnahmen. In Österreich existiert bis dato keine flächendeckende frühzeitige Wahrnehmung und Unterstützung betroffener Familien. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Village“ wurde in Tirol ein solches
evidenz-informiertes Programm partizipativ entwickelt. Der Vortrag wird das Programm genauer erläutern und
die Erfahrungen aus der abgeschlossenen Pilotierung und umfassenden Begleitforschung präsentieren.

Dr.in Ingrid Zechmeister-Koss forscht(e) von 2006 bis 2015 und seit 2018 am Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA GmbH; vormals Ludwig Boltzmann Institut für HTA). Sie ist stv. Institutsleiterin und leitet den Bereich Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung. Wissenschaftlich arbeitet sie vorrangig an Projekten mit einem gesundheitsökonomischen und/oder Mental Health Schwerpunkt. Neben dem AIHTA forschte sie an weiteren (außer)universitären Instituten. Abseits der wissenschaftlichen Tätigkeit war sie in der österr. Sozialversicherung und als biomedizinische Analytikerin im Allgemeinen Krankenhaus Wien tätig.

Dr.in Ingrid Zechmeister-Koss
Dr.in Ingrid Zechmeister-Koss

Vortrag 6

Gemeinsam nicht alleine. Familie und Freunde psychisch erkrankter Menschen

Mag. Edwin Ladinser

Eine psychische Erkrankung beeinflusst nicht nur die betroffene Person, sondern auch die Beziehungen zum nahen sozialen Umfeld – zu Familie und Freunden. Bezugspersonen sind für alle, besonders auch für belastete Menschen, eine wichtige Ressource und es ist wichtig zu klären, was Familie und Freunde brauchen, um fördernden Rückhalt geben zu können. In der Arbeit mit und für psychisch erkrankte Menschen sollten Angehörige zum Thema gemacht und konzeptionell integriert werden.

Mag. Edwin Ladinser ist Soziologe. Er hat die Geschäftsführung der HPE Österreich inne und leitet mehrere Projekte von und für Angehörige sowie die Koordination der HPE Selbsthilfe.

Mag. Edwin Ladinser
Mag. Edwin Ladinser

Vortrag 7

Ressourcenschonende Psychiatrie

Prof. Dr. Ingmar Steinhart

Insbesondere der Personalmangel aber auch die Gesetze zur Finanzierung und die aktuellen Krisen zwingen uns, die Organisation der psychiatrischen Angebote zu überdenken. Erforderlich ist eine Angebotsstruktur, die die Ressourcen und insbesondere den Personalbedarf schont und im Idealfall gleichwohl attraktive Jobs beinhaltet. Die Psychiatrie wird aktuell „getrieben“, stattdessen sollte sie selbst zum aktiven Akteur werden. Dabei scheint ein „zurück zu den Anstalten“ kein Ausweg zu sein, alternative Überlegungen auf Basis evidenzbasierter Konzepte werden vorgestellt einschließlich gegebenenfalls entstehender Risiken.

Hauptamtliches Vorstandsmitglied der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel Direktor des Instituts für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e. V., einem An-Institut der Universität Greifswald. Forschungsschwerpunkte: Sektor übergreifende gemeindepsychiatrische Versorgungsforschung, Evaluation psychiatrischer und psychosozialer Angebote, Entwicklung von Steuerungsmodellen psychiatrischer
Angebotsstrukturen, Studien zu Psychisch und/oder suchtkranken Menschen in Heimen, Lebenslagen schwer psychisch kranker Menschen, Wirksamkeit von Assistenzangeboten, IPS-Coaching Ehrenamtlich im Vorstand der Aktion Psychisch Kranke e.V.

Prof. Dr. Ingmar Steinhart
Prof. Dr. Ingmar Steinhart

Vortrag 8

Der weitere Ausblick – Szenarien für die Zukunft

Prof. Stefan Priebe, Dipl.-Psych., Dr.med.habil. ,frc Psych.

Der Vortrag wird die bisherige Geschichte der Psychiatrie resümieren und daraus Schlüsse für mögliche Zukunftsentwicklungen ableiten. Statt über eine Prognose über die wahrscheinlichste Zukunft der Psychiatrie zu spekulieren, werden dann unterschiedliche denkbare Szenarien für die nächsten 30-50 Jahre vorgestellt, die sich gegenseitig nicht unbedingt ausschließen. Jedes der Szenarien stellt andere Prozesse in den Vordergrund und ist mit unterschiedlichen fundamentalen Veränderungen verbunden.

Prof. Dr. Stefan Priebe studierte Psychologie und Medizin und schloss Weiterbildungen in Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie ab. Er leitete die Abteilung für Sozialpsychiatrie an der Freien Universität Berlin, bevor er 1997 nach London wechselte. Dort ist er Professor for Social and Community Psychiatrie an der Universität London und Direktor des WHO Collaborating Centre for Mental Health Service Development.
Seine Forschung beschäftigt sich vornehmlich mit der Frage, wie soziale Interaktionen gestaltet werden können, um psychisches Leiden zu vermindern.

Prof. Stefan Priebe, Dipl.-Psych., Dr.med.habil., frc Psych.
Prof. Stefan Priebe, Dipl.-Psych., Dr.med.habil., frc Psych.