Das Glas ist halb leer – Forderungen an die nächste Regierung
pro mente Austria stellt mit der Kampagne „Das Glas ist halb leer“ Forderungen an die nächste Regierung, um die psychosoziale Versorgung zu verbessern und bietet Lösungsansätze
Präsident PDoz. Dr. Günter Klug erklärt: „Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich Lebenswelten rapide verändern. Es ist entscheidend, dass wir jetzt Strukturen schaffen, um zu verhindern, dass große Gruppen von Menschen durch das System rutschen. Psychische Gesundheit betrifft uns alle, und die Politik muss dem Rechnung tragen.“ Die Kampagne fordert eine regelmäßige unabhängige Studie zur Situation psychisch Erkrankter, eine österreichweite Leitlinie für psychosoziale Versorgung sowie ein Grundgesetz für psychische Gesundheit. Zudem sind spezifische Maßnahmen für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen sowie eine Anpassung des Pflegegeldgesetzes notwendig. Die Überprüfung aller Gesetze auf ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung ist unerlässlich. Flexible Existenzsicherungsmaßnahmen für Menschen mit psychischen Problemen müssen ebenfalls geschaffen werden.
Erhöhung der Ressourcen
Chefarzt Prim.Dr. Georg Psota, Vizepräsident von pro mente Austria, betont: „Zumindest ein Viertel aller Österreicher:innen ist im Verlauf eines Jahres von psychischen Erfahrungen unterschiedlicher Schwere betroffen. Die vorhandenen Ressourcen für die Versorgung dieser vielen Betroffenen reichen einfach nicht mehr – weder bei Kindern und Jugendlichen noch bei Erwachsenen und Alten. Hier ist HANDELN zur Erhöhung dieser Ressourcen angesagt, und zwar DRINGEND!“
Prävention und Förderung psychischer Gesundheit
Ein weiterer Schwerpunkt der Kampagne ist die Prävention. Dipl. Reha.-Psych.in Kathleen Heft, Executive Board pro mente Austria, betont: „Mentale Stärke beginnt im Kindesalter. Wir müssen psychische Gesundheit von Anfang an fördern und dürfen nicht warten, bis sich Probleme manifestieren. Schulen sind der ideale Ort, um frühzeitig Präventionsmaßnahmen zu setzen und den Grundstein für ein gesundes Leben zu legen.“ Früherkennung von Lernstörungen, Förderung der emotionalen Intelligenz und Resilienz sowie Maßnahmen gegen soziale Ausgrenzung sind zentrale Elemente, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Darüber hinaus wird die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz als zentral betrachtet, da ein gesundes Arbeitsumfeld die Lebensqualität der Beschäftigten verbessert.
Mehr Fachpersonal und gesamtgesellschaftlicher Ansatz
Die Ausbildung von mehr Fachpersonal in relevanten Berufsgruppen, wie Psychiater:innen, Psychotherapeut:innen und Klinische Psycholog:innen, ist ebenfalls ein wichtiges Ziel. „Wenn wir nicht genügend Fachkräfte haben, bleibt die beste Versorgungsidee nur Theorie. Es ist unsere Aufgabe, den Zugang zur Hilfe sicherzustellen – das beginnt bei der Ausbildung“, so Heft. Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz ist notwendig, um die Probleme zu lösen – von der frühen Diagnose bis hin zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit.
Mit dieser Kampagne setzt sich pro mente Austria weiters dafür ein, die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen zu bekämpfen, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und eine offene Diskussion über notwendige Maßnahmen im Bereich der psychosozialen Versorgung zu führen.
pro mente Austria ist die Stimme für psychische Gesundheit und vertritt als Dachverband 26 Mitgliederorganisationen, die in ganz Österreich mit ihren ca. 5.500 Mitarbeiter:innen Menschen mit psychischen oder psychosozialen Problemen versorgen.